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Design, Methodologie

Design und Methodik



Einleitung

Wenn sie sich intensiver mit der Thematik beschäftigen werden sie viele Standpunkte und Perspektiven rund um's Design kennenlernen. Sie wissen nun vermutlich, dass Design einen größeren Kontext abbildet als nur die Gestaltung von Dingen, sei es ein Magazin, ein Produkt oder eine Website. Der kreative Prozess unterscheidet sich dabei zum Teil vom klassischen Arbeitsprozess, denn er soll unter anderen nach Innovation streben. Das alleine unterscheidet jedoch noch nicht den kreativen Prozess von anderen Prozessen. Im Kern geht es darum, zunächst zufällig erscheinendes schöpferisches Wirken oder das generieren von Ideen wirtschaftlich zu nutzen. Der Prozess, und speziell der Designprozess muss replizierbar gestaltet werden um ökonomisch erfolgreich zu sein. Kreativität muss planbar sein. Das notwendige strukturelle Gebilde wird dabei mit der Methode, also dem Weg zum Ziel beschrieben. Dafür gibt es eine Vielzahl an geeigneten Methoden. Entscheidend aber ist, welche Methode am besten zum jeweiligen Anwender passt.



Ich hatte in meinem Studium am Dessau Department of Design das große Glück, eine große Zahl an Methoden im praktischen Prozess zu überprüfen und eine für mich geeignete, individuelle Methode zu entwickeln. Credo der dortigen Lehre war es immer, Prozesse zu durchdenken, bevor überhaupt an Gestaltung gedacht wird. Eine Formel, die Innovativität und Kreativität erarbeitet, anstatt auf zufällige Ideen zu setzen. Man kann Design erlenen. Dafür muss man nicht überragend kreativ sein. Talent ist hilfreich, aber keine Voraussetzung. Diese Perspektive ist nicht selbstverständlich in der Designausbildung. Leider steht diese Formel im Kontrast mit der Arbeitsweise der Wirtschaft, in der viele Kunden denken, Design ist Gestaltung. Man erwartet das Beste aus allen Kriterien sowie Entwürfe und Konzepte im Stundentakt. Welche Innovation ist daraus zu erwarten? Benötigen wir in der heutigen Zeit wirklich noch eine weitere Kaffeemaschine oder das zehnte Produkt ihrer Wahl? Besteht Innovation nicht eher darin, den Prozess des Kaffeekochens zu verbessern? Einfach mal über den Tellerrand zu blicken? Und wie steht es um die Ethik, der Moral, dem Gewissen? Müssen Materialien zum Einsatz kommen die billig und einfach umsetzbar sind aber dafür toxisch für Mensch und Natur sind, nur um den Profit zu steigern getreu dem Motto, auch negative PR ist PR? Design muss einfach mehr als Gestaltung sein, es braucht ein Gewissen, und man muss Verantwortung tragen.



Die Methodik bietet uns die Möglichkeit der Strukturierung, das gilt sowohl für das Design als auch für alle anderen Professionen. Es ist ein Werkzeug, das dringend benötigt wird, um eine theoretische Basis für Ideen zu schaffen. Gerade in der heutigen Zeit, in der Probleme immer komplexere Ausmaße annehmen, braucht es eine Ordnung im Chaos.



Schauen wir uns zunächst zwei gängige Kreativmethoden an.



Das „Brainstorming“

Entwickelt in den 1930er Jahren vom amerikanischen Werbefachmann Alex F. Osborn, ist das Brainstorming von der Struktur her eine klassische Methode zum Sammeln von Vorschlägen. Die Idee dahinter ist, dass man zunächst Daten zu einem spezifischen Thema zusammenträgt, in der Regel zu niederkomplexen Sachverhalten, um sie anschließend mit Vorschlägen, egal wie abstrus, zu Lösen. Es ist eine sehr häufig angewandte Methode, mit dem Ziel, schnell zu kreativen Lösungen zu gelangen. Der Ablauf ist recht simpel. Zunächst wird das Thema definiert, etwa ein Produkt oder ein Sachverhalt. Im Anschluss werden Vorschläge der Teilnehmer notiert und bewertet. Diese werden in der Regel in verwertbar und nicht verwertbar kategorisiert. Im Ergebnis können dabei gute Ansätze entstehen, müssen aber nicht.



Der Vorteil liegt im Teamwork und das Potenzial, schnell außergewöhnliche Ergebnisse zu erzielen. Der Nachteil ist die fehlende Struktur, also die Möglichkeit, wichtige Faktoren zu vernachlässigen. Im Endeffekt ist die Methode stark von der Kreativität der Teilnehmer abhängig sowie deren Wissenstand. Ein weiteres Problem stellt der Teilnehmer selbst dar. Da alle Vorschläge spontan erfolgen, sind zum Beispiel extrovertierte Teilnehmer im Vorteil gegenüber den introvertierten Teilnehmern. Das kann zu Blockaden führen.



Brainwriting
Diese Methode ist vergleichbar mit der des Brainstormings, mit dem Unterschied, dass schriftliche und ausformulierte Ideen zur Bewertung stehen. Dabei können Blockaden fallen, da diese Methode grundsätzlich auch anonym funktioniert. Ausdrücklich gewollt ist dabei die gegenseitige Inspiration, um auf bereits eingereichte Ideen aufzubauen.



Der Ablauf des Brainwriting wird in zwei Phasen unterteilt. Zunächst werden Ideen entwickelt, aber nicht bewertet, um Blockaden zu vermeiden. Erst wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, wird im Anschluss über die Ideen diskutiert. Der Vorteil dieser Methode ist das Entfernen von Blockaden durch die Gleichberechtigung aller Teilnehmer. Der Nachteil ist die fehlende Spontanität.



Methodologie


Wir wollen an dieser Stelle nicht alle Kreativmethoden aufzählen, da sie im Kern ohnehin viele Gemeinsamkeiten abbilden. Eine Struktur zur Idee. Da wir uns hier im Kontext des Industrie- und Produktdesigns sowie des Integrated Design bewegen stellen sie sicherlich schnell fest, dass sich einige Kreativmethoden nicht für alle Bereiche eignen.



Welche Methode für sie am besten geeignet ist, hängt von ihrer Denkweise und ihren Erfahrungen ab. Im folgenden will ich ihnen einen kleinen Einblick in eine von mir genutzte Methode geben. Mein Ziel ist das sie verstehen, das Methodik individualisierbar und strukturierbar ist. Denn das Entwickeln von Innovationen kann man lernen.



“Infografik-Methodlogie“
Die Methode Raffler
Diese Methodik erlaubt das strukturierte Erarbeiten einer Problemlösung. Die Methode ist ergebnisoffen gestaltet und eignet sich damit auch für andere Professionen. Wir verstehen die Methode als grundlegende Gedankenstütze. In der Anwendung verbessert man nicht nur seine konzeptionelle Basis, sondern auch das analytische Denken.


Recherche
Der entscheidende Aspekt einer jeden Methode ist die Recherche, also das Sammeln von Wissen. Ohne das notwendige Wissen lässt sich schwer eine Innovation schöpfen. Doch der erste Aspekt eines jeden Projektes ist nicht die Recherche, sondern der Ansatz, den sie verfolgen wollen. Ohne diesen Ansatz gestaltet sich das Ergebnis einer Recherche als nicht berechenbar, obgleich eine solche Recherche auch Ansätze produzieren kann. Ziel der Recherche muss es aber sein sie zum Experten für den Themenbereich zu machen.



Wie wählt man den richtigen Ansatz?
Es sind die richtigen Fragestellungen, die uns über den Tellerrand blicken lassen. Das Prinzip dahinter ist die Abstraktion. Denken sie vom großen zum kleinen. Befassen sie sich zu Anfang eines Projekts niemals mit Detailfragen. Eine Detailfrage kann zum Beispiel sein wie sie ein bestehendes Produkt optimieren könnten. Wenn sie diesen Aspekt als Ansatz verwenden, schaffen sie vermutlich keine Innovation, nur eine andere Gestaltung, die entweder gefällt oder nicht. Nehmen wir an, ihr Thema ist ein Möbelstück. Sagen wir, sie möchten einen Sessel, einen Stuhl oder eine Bank gestalten. Vielleicht ein klassisches Kundenbriefing. Wie gehen sie vor? Sie recherchieren drauf los und schauen sich tausende von bestehenden Modellen an, klar. Der eine Sessel ist aus Stoff, der andere aus Leder. Aber abgesehen von der Gestaltung, was haben alle diese Produkte gemein? Abstrahieren sie und stellen sie Fragen. Erörtern sie die Problematik. Das Thema ist Sitzen. Um sitzen zu können brauchen sie eventuell keine der etablierten Sitzgelegenheiten. Da haben sie Ihren Ansatz, ihre Fragestellung lautet also nicht, wie ich einen Stuhl gestalte, sondern wie sie das Sitzen verbessern können. Mit dieser Vorarbeit gestaltet sich auch ihre Recherche anders, was zudem wieder inspirierend wirken kann.



Niemand sagt, dass sie eine Innovation zum Thema Sitzen entwickeln können. Vielleicht ist das eine Sackgasse. Vielleicht erarbeiten sie aber auch Aspekte und Kriterien und sind damit ihrer Konkurrenz voraus. Entscheidend ist jedoch dass sie lernen, über den Tellerrand zu blicken. Die Recherche gestaltet sich individuell, wie sie mögen. Sie sollten es aber vermeiden, ihre Recherche zu kommentieren. Es sind Informationen, die sie später nutzen können oder nicht.



Analyse
Bewerten sie ihre Recherche

An diesem Punkt haben sie sowohl einen Ansatz, den sie bearbeiten möchten, sowie alle notwendigen Informationen. Vielleicht sind diese Informationen nicht ausschließlich sachdienlich, etwa wenn sie sich haben inspirieren lassen. Grundsätzlich haben sie das Thema ausreichend umrissen. In der Bewertung strukturieren und dokumentieren sie die gesammelten Daten. Die Dokumentation ist wichtiges Präsentationsmaterial, um ihre Kunden abzuholen und sich selbst wieder zu ordnen. Jetzt müssen sie entscheiden, welche Daten zielführend genutzt werden können und welche nicht. Auch kann man nun entscheiden, ob noch weitere Schleifen erforderlich sind um eventuell detailliertere Daten zu recherchieren wie eine bestimmte Technologie.



Schlussfolgerung
An diesem Punkt zeigt es sich, ob sie erfolgreich mit ihrer Vorarbeit waren. Welche Schlüsse lassen die bewerteten Daten zu? Kann aus dem Projekt etwas entstehen oder haben sie festgestellt, dass das Thema kein Problem definiert? Nutzen sie diese Daten als Argumente gegenüber ihren Kunden. Zeigen sie auf was sie herausgefunden haben und weisen sie auf mögliche Alternativen hin. Vielleicht entwickeln sie kein Produkt, sondern ein Medium. Entscheidend sind ihre Argumente, die letztlich auch ihre investierte Zeit untermauern und dem Kunden zeigen, dass sie nun ein Experte für dieses Thema sind. Denken sie daran, der Kunde kommt deswegen zu ihnen.



Problemdefinition
Je nach dem, welche Schlussfolgerung ihre Vorarbeit ergeben hat, sie können nun ein Problem definieren. Sie haben mit ihrem dokumentierten Arbeitsweg die ideale Struktur dafür geschaffen, um eine Lösung zu erarbeiten. Sie sehen auf einen Blick worauf es ankommt und können Informationen kombinieren. Dieser Schritt dient noch einmal der Präzisierung ihrer Schlussfolgerung und zeigt klar und deutlich auf, welches Problem genau es zu lösen gilt.



Briefing
Mit allen Informationen können sie dem Kunden oder sich selbst ein Briefing ausstellen. Kalkulieren sie alle in Frage kommenden Schritte. Hier stellt sich heraus, was der Kunde eigentlich will. Argumentieren sie entsprechend, wird der Kunde das auch erkennen. Abweichungen zum anfänglichen Briefing des Kunden sind absolut erlaubt und erforderlich. Der Kunde erwartet von ihnen Innovationen. Mit dieser Arbeit, die logisch und Schritt für Schritt ihre Argumente definiert und plausibel darstellt, können sie innovatives und durchdachtes Design entwickeln, ohne auf Geistesblitze hoffen zu müssen.




Schlusswort
Die hier dargestellte Methodik hat in dieser Form seinen Ursprung bei Prof. em. Dieter Raffler an der Hochschule Anhalt. Sie dient als Denkhilfe für den kreativen Prozess ganz im Sinne des Integrated Design. Bemerkenswert ist der Fokus auf ein ergebnisoffenes Ziel. Das erlaubt den Einsatz dieser Methode in vielen Professionen und Anwendungen.



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Steffen Reinhardt

Steffen Reinhardt Design M. A.

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